Geschäftsbericht 2022

Bericht Leiter Thermische Verwertung

Tobias Wildi über anspruchsvolle äussere Faktoren, einen ausserordentlichen Anlagenstillstand und eine beachtliche Energieeffizienz

Tobias Wildi, Leiter Thermische Verwertung

Systemrelevanz und Marktsituation

Für die Kehrichtverwertungsanlage (KVA) von Limeco, wie für fast alle Betriebe in der Schweiz, war das vergangene Jahr geprägt von höchst anspruchsvollen äusseren Faktoren. Die abebbende Pandemie im Frühjahr 2022 in Kombination mit der Aufhebung der Schutzmassnahmen führte zu einer angespannten Personalsituation auf der Schicht. Gleichzeitig kündigten sich Vorboten einer Energie- und Ressourcenmangellage an, die im Sommer 2022 zu Schwierigkeiten in der Beschaffung von Ersatzteilen und Betriebsmitteln führte. Zu guter Letzt erfasste gegen Ende Jahr der Fachkräftemangel den Betrieb.

Wie alle Energieerzeugungsanlagen muss sich auch die KVA von Limeco auf mögliche Eventualitäten als Folge des Ukraine-Konflikts vorbereiten. Dazu wurden Brennstoffreserven in Form von ballierten Abfällen und Heizöl angelegt. Sie erlauben den unterbruchsfreien Betrieb der KVA durch den Winter 2022/23 auch bei verschärften Versorgungsengpässen. So können wir die systemrelevante Energieversorgung des Limmattals mit Wärme und elektrischem Strom gewährleisten.

Trotz all dieser Herausforderungen ist das Produktionsergebnis der KVA im Jahr 2022 hervorragend ausgefallen. Die konsequent angestrebte hohe Verfügbarkeit der Anlage in Kombination mit der ausserordentlichen Energiemarktsituation führte zu einem überproportionalen Betriebsertrag aus der Produktion von elektrischer Energie und Wärme.

Umbau der Schaltanlage – 93’425 Tonnen Abfall verwertet

Neben all den geschilderten Herausforderungen hat das Team Thermische Verwertung den Ausbau der KVA wie geplant vorangetrieben. Es errichtete im Berichtszeitraum die Wärmespeicheranlage auf dem Areal der KVA und realisierte im Shoppi Tivoli in Spreitenbach das Projekt Spitzenlast- und Reserveheizzentrale.

Im August 2022 setzten wir während der Jahresrevision eine der betrieblich anspruchsvollsten Massnahmen an unseren Anlagen um. Unumgängliche Anpassungen an der Schaltanlage und den elektrischen Schutzeinrichtungen erforderten eine Stilllegung der gesamten elektrischen Hauptversorgung von KVA und ARA. Vorübergehend mussten die wichtigsten Teilsysteme von KVA und Fernwärme durch das bordeigene Diesel-Notstromaggregat versorgt werden. Die Versorgung der ARA stellten drei mobile Diesel-Notstromaggregate sicher.

Trotz des ausserordentlichen Anlagenstillstands im Sommer 2022 konnte die Verbrennungskapazität auf erfreulichem Niveau gehalten werden. Es wurde eine Menge von 93’425 Tonnen verbrannt.

Veränderung Kehrichtanlieferungen

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Veränderung Kehrichtanlieferungen Einheit 2022
Trägergemeinden % -3.00
DILECA % -3.80
Vertragsgemeinden Zürich % -2.80
Vertragsgemeinden Aargau % -4.30
Direktanliefernde % 2.00
Veränderung insgesamt % -0.30

Regiowärme

Die KVA stellte im Berichtsjahr 102’217 MWh Wärme her, die 323 Kunden in Form von Heisswasser (10 bar, 110°C) oder Dampf (19 bar, 200°C) bezogen haben. Dank Limeco Regiowärme haben unsere Kundinnen und Kunden 15’490 Tonnen CO₂ eingespart.

Regiostrom

Limeco produzierte im Berichtsjahr 54’615 MWh Strom für den Eigenbedarf und für die Energieversorgung des Limmattals. Diese Menge deckt den Verbrauch von über 15’000 Haushalten.

Rauchgasreinigung

Wie im Vorjahr wurden auch 2022 die Grenzwerte der Luftreinhalte-Verordnung in der KVA deutlich unterschritten. Die Rauchgasreinigungsanlage von Limeco besteht aus Elektrofilter, Gaswäscher, Entstickungsanlage und Abscheidestufe für Dioxin und Furane. Flugasche und Staubpartikel bleiben im Filter zurück. Nasswäsche und Entstickung entziehen dem Rauchgas die schädlichen Verbindungen Chlorwasserstoff, Fluorwasserstoff, Schwefeldioxid und Stickoxid sowie Schwermetalle wie Quecksilber. In einer weiteren Verfahrensstufe werden Dioxine und Furane in regenerierter Aktivkohle abgeschieden. Das gereinigte Reingas gelangt schliesslich über den Hochkamin in die Atmosphäre.

Abwasserbehandlung

Das Abwasser hat die Grenzwerte der Gewässerschutzverordnung im Berichtsjahr ebenfalls deutlich unterschritten. Das Waschwasser aus unserem Rauchgaswäscher durchläuft in der Abwasserbehandlungsanlage drei Stufen: Neutralisation, Fällung und Flockung. Durch Zugabe von Chemikalien binden sich die Schadstoffe und setzen sich als Schlamm ab, der in einer Kammerfilterpresse entwässert wird. Das Prozessabwasser fliesst durch die Kanalisation in die 300 Meter entfernte ARA von Limeco, in der es nochmals vierstufig gereinigt wird.

Schlacke

Pro Tonne Kehricht fallen 180 bis 250 Kilogramm Schlacke an, im Berichtsjahr waren es insgesamt 20’592 Tonnen. Daraus liessen sich 2’402 Tonnen Eisen, Aluminium, Kupfer, Messing und andere Buntmetalle zurückgewinnen. Die Verbrennungsqualität der KVA zeigt sich anhand des gesamten organischen Kohlenstoffs (TOC), der höchstens 2% des Schlackengewichts ausmachen darf. Mit durchschnittlich 0,67% unterschritt Limeco den national erlaubten Grenzwert deutlich.

Reststoffverwertung

Die in der Kesselanlage und im Elektrofilter gesammelte Asche (1’386 Tonnen), der Schlamm aus der Abwasserbehandlungsanlage (533 Tonnen) und die von Metall befreite Schlacke (18’190 Tonnen) wurden gesetzeskonform auf Schweizer Reststoff- und Reaktordeponien abgelagert.

Emissionen im Reingas

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Emissionen im Reingas Einheit Grenzwert Limeco Tagesmittelwert
Staub mg/m³ 10 0.5 (5%)
Schwefeloxide (SO₂) mg/m³ 50 0.9 (2%)
Stickoxide (NOx) mg/m³ 80 69.9 (87%)
Kohlenmonoxid (CO) mg/m³ 50 5.2 (10%)
Schwermetalle (z.B. Quecksilber) mg/m³ 0,1 - (unter 2%)

Werte gemäss amtlicher Emissionsmessung 2021. Die KVA hat die gesetzlichen Emissionsgrenzwerte nach LRV deutlich unterschritten.

Energieeffizienz und Zertifizierung der Anlage

Mit dem wärmetechnischen Ausbau der KVA gelang es uns, die Energetische Netto-Effizienz (ENE) über den Zielwert von 0,65 auf 0,71 zu steigern. Mit diesem beachtlichen Wert und der nachhaltigen Betriebsweise der Anlage schafften wir bereits im Betriebsjahr 2021 die Basis, um die KVA unter dem Label «naturemade resources star» zu zertifizieren. Limeco hat diese Zertifizierung im Betriebsjahr 2022 bestanden und wird mit zunehmendem Ausbau von Regiowärme ihren ökologischen Fussabdruck kontinuierlich verkleinern.

Im Berichtsjahr hielt Limeco erneut eine negative Tertiärregelleistung für Swissgrid aufrecht und trug damit zur Stabilisierung der Netzfrequenz bei.

Bei insgesamt 288 Abfallkontrollen gab es eine technisch relevante Beanstandung, behördlich relevante Beanstandungen gab es keine.

Tobias Wildi
Leiter Thermische Verwertung