Geschäftsbericht 2022

Bericht Leiter Strategieprojekte

Markus Bircher über die Kernthemen Wasser, Energie, Natur und Zusammenleben, über fruchtbare Dialoge und mögliche Lösungen für ein sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltiges Generationenprojekt

Markus Bircher, Leiter Strategieprojekte

Aufgrund der Vorgaben des Gewässer-, Umwelt- und Klimaschutzes muss Limeco ihre Abwasserreinigungsanlage (ARA) bis 2034 erweitern und bis 2050 neu bauen. Die Kehrichtverwertungsanlage (KVA) ihrerseits erreicht das Ende ihrer technischen Lebenszeit und muss bis 2034 ebenfalls erneuert werden.

Limeco führt deshalb seit 2020 den Dialog mit ihren Trägergemeinden Dietikon, Geroldswil, Oberengstringen, Oetwil an der Limmat, Schlieren, Unterengstringen, Urdorf, Weiningen und weiteren wichtigen Stakeholdern. Erste Perspektiven und Ergebnisse für den Ersatzneubau der KVA und die Erweiterung der ARA sind im Weissbuch 1 transparent zusammengeführt. Im Frühjahr 2022 wurde das Buch veröffentlicht, in gedruckter Form und online unter www.weissbuch2050.ch.

Im Dialog haben die Trägergemeinden, die Baudirektion des Kantons Zürich, die Mitarbeitenden von Limeco und die beteiligten Anspruchsgruppen wie BirdLife und IG Silbern unterschiedliche, teils gegensätzliche Anliegen eingebracht. Herauskristallisiert haben sich vier gleichwertige Themen für die nachhaltige Zukunft des Limmattals:

  • Wasser: Verantwortung für die integrale Siedlungsentwässerung und Abwasserreinigung für den sicheren Zugang zu sauberem Wasser
  • Energie: Beitrag zur Energie- und Klimawende und Versorgung des Limmattals mit vielfältiger klimaneutraler Energie
  • Natur: Schutz und Entfaltung der Moor- und Auenschutzgebiete von nationaler Bedeutung als Bestandteil des Generationenprojekts
  • Zusammenleben: Wahrnehmen von Entwicklungschancen zum Nutzen der Limmattaler Bevölkerung und in Verantwortung für kommende Generationen

Das Weissbuch 1 bildete die Basis für den Studienauftrag im Wettbewerbsverfahren und die Testplanung. Eine Testplanung ist ein durch SIA beschriebenes Planungsinstrument, mit dem sich Rahmenbedingungen und offene Fragen für komplexe planerische Probleme klären und Lösungsansätze erproben lassen – also eine bewährte Methode, um möglichst viele Erkenntnisse zu gewinnen, worauf in der späteren Realisierung zu achten ist.

Studienauftrag und Testplanung

14 interdisziplinäre Teams haben sich auf die öffentliche Ausschreibung beworben. Drei von ihnen wurden in einem Präqualifikationsverfahren ausgewählt und erhielten den Auftrag, bestmögliche Lösungen für den Standort und die Grundstücke in Dietikon aufzuzeigen:

Team Dürig

Städtebau/Architektur: Dürig AG, Architekten ETH SIA
Landschaftsarchitektur: Studio Vulkan Landschaftsarchitektur GmbH mit Oeplan GmbH (Subplaner)
Verkehrsplanung: Ing. Büro für Verkehrsplanung W. Hüsler AG

Team Salewski Nater Kretz

Städtebau/Architektur: Salewski Nater Kretz AG
Landschaftsarchitektur: Robin Winogrond mit Office of Living Things
Verkehrsplanung: TEAMverkehr.zug AG

Team Baukunst

Städtebau/Architektur: BAUKUNST mit Rapp (Subplaner)
Landschaftsarchitektur: ECHO Urban Design b.v.
Verkehrsplanung: Rapp Trans AG

Ein hochkarätig besetztes Beurteilungsgremium begleitete die Teams während des gesamten Jahres durch den Studienauftrag. Die Teams haben grossartige Leistungen erbracht und uns einen Baukasten für zukunftsfähige Lösungen vorgelegt. Sie zeigten mit ihren Projekten auf, dass sich gleichzeitig Mehrwerte für Natur und Mensch schaffen lassen und neue, betriebsoptimierte Kehrichtverwertungs- und Abwasserreinigungsanlagen entstehen können.

Die Ergebnisse liegen in Form des Syntheseberichts vor und wurden mit den Anspruchsgruppen im sogenannten Echoraum gespiegelt. Das heisst die Ansätze, Ideen und Konzepte wurden dem interessierten Publikum in einer öffentlichen multimedialen Ausstellung präsentiert und diskutiert. Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung konnten ihre Meinungen, Haltungen und Fragen transparent platzieren. Daraus entsteht jetzt das Weissbuch 2. Es bildet zusammen mit der Synthese die Grundlage für das Richtprojekt und den Gestaltungsplan. Die Limmattaler Stimmberechtigten der Trägergemeinden entscheiden zweimal an der Urne: im September 2023 über den Projektierungskredit und voraussichtlich 2026 über den Realisierungskredit.

Die Testplanung war eine hohe zeitliche Beanspruchung, die uns einen entscheidenden Schritt weitergebracht hat. Es gab positive Echos, unter anderem für die professionelle Prozessführung, aber auch kritische Diskurse. Wichtig war, dass sich die Interessengruppen gegenseitig «gehört» haben. Das fördert das Verständnis für die Komplexität der Aufgaben und damit auch dafür, dass nicht alle Anliegen zu 100% ins Projekt einfliessen können.

Unser gemeinsames Generationenprojekt ist in Analogie zur Limmat im Fluss. Mit gutem Gefühl können wir sagen: Wir sind auf dem richtigen Weg und Sichtbarkeit sowie Akzeptanz in der Limmattaler Bevölkerung sind gestiegen. Somit haben wir eine gute Basis geschaffen für die kommenden Schritte: Richtprojekt, Gestaltungsplan, Abstimmung zum Projektierungskredit. Sie werden sich in den kommenden Monaten konkretisieren.

Markus Bircher
Leiter Strategieprojekte