Geschäftsbericht 2022
Bericht Leiter Abwasserwirtschaft
Thomas Di Lorenzo über die Auswirkungen geringerer Niederschlagsmengen, Optimierungen an den Anlagen und den Start der ersten industriellen Power-to-Gas-Anlage in der Schweiz
Geschäftsbericht 2022
Thomas Di Lorenzo über die Auswirkungen geringerer Niederschlagsmengen, Optimierungen an den Anlagen und den Start der ersten industriellen Power-to-Gas-Anlage in der Schweiz
Thomas Di Lorenzo, Leiter Abwasserwirtschaft
Das trockene Jahr reduzierte die Abwassermenge, sodass die Abwasserreinigungsanlage (ARA) von Limeco 2022 lediglich 11,7 Millionen Kubik Mischwasser reinigte. Das sind 2,3 Milliarden Liter Abwasser weniger als im Vorjahr. Die geringeren Niederschlagsmengen bewirkten, dass aus den Siedlungen weniger Regenwasser via Mischwasserkanalisation zur ARA geleitet wurde. Täglich reinigte die ARA durchschnittlich 32’000 Kubik Mischwasser.
Reinigungsleistung | Grenz-/Richtwert | Einheit | 2020 | 2021 | 2022 |
---|---|---|---|---|---|
Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB) | 85 | % | 95.6 | 94.6 | 96.0 |
Gesamtphosphor (Ptot) | 80 | % | 93.7 | 91.0 | 91.7 |
Gesamtstickstoff (Ntot) | 70 | % | 71.0 | 65.3 | 68.7 |
Ammoniumstickstoff (NH4-N) | 90 | % | 99.0 | 98.3 | 99.4 |
Die geringeren Wassermengen wirkten sich positiv auf die Reinigungsleistung der ARA aus. Dennoch wurde mit 68,7% die angestrebte Eliminationsleistung des Gesamtstickstoffs von 70% nicht ganz erreicht. Dies war jedoch vorhersehbar, da wir 2022 nacheinander drei Nitrifikationsbecken sanierten: einerseits gab es Ausbesserungen am Beton, andererseits ersetzten wir die Blähtonkügelchen durch kleineres Trägermaterial. Auf den Kügelchen siedeln sich Mikroorganismen an, die das Ammonium aus dem Wasser eliminieren. Dank der geringeren Durchmesser passen mehr Kugeln ins Becken, wodurch sich die Bewuchsfläche und somit die Reinigungsleistung erhöht.
Auch im vergangenen Jahr verzeichneten wir eine steigende Menge von Rechengut. Gegenüber dem Vorjahr fischte der mechanische Rechen 22% mehr Feststoffe und Abfall aus dem Abwasser. Mit dem Ziel, die Abfallmengen im Abwasser zu reduzieren und die Bevölkerung zu informieren, lancierten wir 2022 die Abwassertipps: Die zehn Tipps kamen per Flyer in alle Limmattaler Haushalte und sollen dafür sensibilisieren, dass wir alle zur hohen Wasserqualität beitragen können.
Wir optimierten 2022 die Frischschlammeindickung, was die Frischlammmenge reduzierte, die wir zur Faulung pumpten. Die effektive Schlammfracht war jedoch leicht höher als im Vorjahr. Die produzierte Klärgasmenge blieb stabil.
Die geringere zu reinigende Wassermenge bewirkte eine Abnahme des Energieverbrauchs sowohl in der ARA als auch in den Siedlungs-Pumpwerken.
Aufgrund der drohenden Strommangellage rüsteten wir zusammen mit den Gemeinden sechs relevante Pumpwerke für die Wintersaison 2022/23 mit Notstromaggregaten aus. In einzelnen Quartieren muss das Abwasser auf ein höheres Niveau gepumpt werden, damit es anschliessend zur ARA fliessen kann. Stromabschaltungen bei den Pumpwerken könnten zu Rückstaus in der Kanalisation sowie zu Gewässerverschmutzungen führen.
Ein Highlight im Jahr 2022 war die Inbetriebnahme der ersten industriellen Power-to-Gas-Anlage in der Schweiz. Die Realisationsphase konnte im März erfolgreich beendet werden. Dadurch reduzierte sich die aus dem Klärgas in den Blockheizkraftwerken produzierte elektrische Energie, die Verbrauchsmenge der Fackel stieg während der Testphasen an.
Wegen einer möglichen Energiemangellage wurde die Power-to-Gas-Anlage per 30. September vorübergehend abgeschaltet. Grund dafür sind die Umwandlungsverluste bei der Produktion des im Power-to-Gas-Prozesses erforderlichen Wasserstoffs. Aufgrund der damaligen europäischen Energiesituation machte es mehr Sinn, den Strom aus der KVA vollständig ins Stromnetz einzuspeisen. Das Klärgas aus der ARA von Limeco wurde zwischenzeitlich in Blockheizkraftwerken in Strom umgewandelt.
Thomas Di Lorenzo
Leiter Abwasserwirtschaft