Geschäftsbericht 2022

Bericht Geschäftsführer

Patrik Feusi über die weiteren Schritte in der Masterplanung 2050, den Schweizer Energiepreis für den Beweis, dass Power-to-Gas funktioniert, und eine verstärkte Wahrnehmung von Limeco in der Bevölkerung

Patrik Feusi, Geschäftsführer

Masterplanung 2050

Die Erweiterung und spätere Erneuerung der ARA und der Neubau der KVA sind ein Generationenprojekt mit einem Realisierungszeitraum von rund 30 Jahren. Die Anlagen sind systemrelevant und ihre Lebenszeit beträgt mehrere Jahrzehnte. Es macht darum sowohl ökonomisch als auch ökologisch Sinn, die Erweiterungen und Erneuerungen als Gesamtprojekt zu betrachten und gesamtheitlich zu projektieren – ein komplexes Vorhaben.

Deshalb führt Limeco den direkten und transparenten Dialog mit Beteiligten und Betroffenen – auch mit den Ortsparteien. An neun Informationsveranstaltungen zeigten wir die Masterplanung 2050 auf, erklärten die Idee des Multi-Energy-Hubs und beantworteten Fragen. Die Veranstaltungen stiessen auf grosses Interesse bei den Parteien.

Im Berichtsjahr führten wir den Studienauftrag und die Testplanung «Limmattaler Energiezentrum» durch. Die in der Synthese zusammengefassten Erkenntnisse bilden die Basis für die weiteren Schritte bis 2026: Richtprojekt und Gestaltungsplan. In diese Zeit fallen auch zwei Volksabstimmungen: 2023 über den Projektierungskredit und voraussichtlich 2026 über den Realisierungskredit. Der Verwaltungsrat hat die Abstimmungsstrategie beschlossen, die Vorbereitungen für die Urnenabstimmungen laufen. Schwerpunkte sind das Verfassen des beleuchtenden Berichts und die Präsentation in den Exekutiven der Trägergemeinden von Limeco.

Power-to-Gas-Anlage

Im Frühling konnten wir die erste industriell betriebene Power-to-Gas-Anlage der Schweiz einweihen. Mit der Fertigstellung der Anlage hat Limeco in Zusammenarbeit mit acht Schweizer Energieversorgern und der Stadtwerke-Allianz Swisspower ein wichtiges Ziel erreicht: zu beweisen, dass Power-to-Gas-Anlagen in grossem Massstab funktionieren und damit einen Beitrag an die Versorgung des Landes mit erneuerbarem Gas leisten können. An der Feier nahmen unter anderem Regierungsrat Martin Neukom und Benoît Revat, Direktor des Bundesamts für Energie, teil. Die Einweihung löste national ein enormes Medienecho aus.

Watt d’Or 2023

Das Bundesamt für Energie (BFE) hat zum 16. Mal den Watt d’Or verliehen. In der Kategorie «Energietechnologien» gewann Limeco den renommierten Schweizer Energiepreis für die erste industrielle Power-to-Gas-Anlage. Die Auszeichnung ist eine motivierende Anerkennung. Wir und unsere Partner sind stolz, mit der Pionieranlage einen wertvollen Beitrag zur Dekarbonisierung der Gesellschaft zu leisten.

Energiemangellage

Auch Limeco bekam mit seinen systemrelevanten Anlagen die Schockwellen des Ukraine-Kriegs zu spüren. Wir haben uns rasch auf eine mögliche Energiemangellage eingestellt und unternehmen alles, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten:

  • Sicherheitshalber haben wir 1800 Tonnen brennbaren Abfall balliert und als Reserve für den Winter bereitgestellt. Damit wollten wir gewährleisten, dass die KVA möglichst zu 100% ausgelastet und der Betrieb von Fernwärme und die minimale Eigenproduktion von Strom aufrechterhalten werden kann.
  • Wir haben die Power-to-Gas-Anlage nach Rücksprache mit unseren Kooperationspartnern bis Frühling 2023 abgeschaltet. In der europäischen Energiesituation macht es mehr Sinn, den Strom aus der KVA vollständig ins Stromnetz einzuspeisen statt für die Produktion von Wasserstoff zu nutzen.
  • Wir sicherten uns die Option für den Einkauf von 800’000 Litern Heizöl, um bei der Fernwärme allfällige Spitzenlasten während des Winters abdecken zu können. Als fossile Energie kommt das Heizöl nur bei absoluter Notwendigkeit zum Einsatz.
  • Zusammen mit den Gemeinden rüsteten wir sechs relevante Pumpwerke mit Notstromaggregaten aus. Würden die Pumpwerke ausfallen, könnte das zu Rückstaus in der Kanalisation und zu Gewässerverschmutzungen führen.

Kommunikation

Auch die Kommunikation wird auf allen Ebenen wichtiger, sowohl intern wie extern. Wir spüren den Fachkräftemangel und werden uns als Arbeitgebermarke klarer positionieren. Die Implementierung des Leitbilds und das Durchführen von zwanglosen Treffen zwischen Geschäftsleitung und Mitarbeitenden («Geplappéros») sind zwei exemplarische Massnahmen. Den Besucherrundgang haben wir neu ausgearbeitet und in den Aussagen geschärft und aktualisiert. Die Premiere erfolgt am Tag der offenen Tür am 3. Juni 2023.

Erstmals haben wir eine Kommunikationskampagne realisiert und mit zwei Streuwürfen in die Briefkästen die Limmattalerinnen und Limmattaler direkt angesprochen: mit charmanten Tipps zur Abfallverminderung und für den bewussten Umgang mit Wasser respektive Abwasser. Digital lancierten wir die neue Website und verstärkten die Aktivitäten in den sozialen Medien. Die Bevölkerung informieren, aufklären und für Umweltthemen sensibilisieren stellt eine öffentliche Aufgabe dar, die wir verstärkt wahrnehmen.

Limeco befindet sich in einem Change-Prozess: massiver Ausbau von Regiowärme, starkes Wachstum auf Personalebene, riesige Zukunftsprojekte. Damit verbunden ist auch ein Kulturwechsel, den wir bewusst gestalten wollen. Wir erweitern daher die Geschäftsleitung mit einem neuen Mitglied, unter anderem für die Organisationsentwicklung.

Wir haben im vergangenen Geschäftsjahr wichtige Meilensteine gesetzt, um das Generationenprojekt von Limeco zu verwirklichen und damit einen substanziellen Beitrag zur Versorgungssicherheit des Limmattals sowie zur Energie- und Klimawende zu leisten. Das hätten wir nicht geschafft ohne das ausserordentliche Engagement unserer Mitarbeitenden und den Rückhalt in der Bevölkerung.

Patrik Feusi
Geschäftsführer