Bericht Leiter Thermische Verwertung

Die Pandemie hat das Betriebsjahr 2021 der Kehrichtverwertungsanlage (KVA) von Limeco erneut geprägt. Dennoch konnten wir den Betrieb der Anlage zu jedem Zeitpunkt gewährleisten, was aus heutiger Sicht nicht selbstverständlich ist.

Auch 2021 zeigte sich, dass die KVA in die Jahre gekommen ist. Wegen verschiedener Störungen waren anspruchsvolle Instandsetzungsarbeiten an alten, aber auch neuen Teilen nötig. Im Juni 2021 kam es bei dem im Vorjahr eingebauten Rauchgaswärme-Rückgewinnungssystem zu einer technischen Panne. Eine Leckage am zentralen Wärmetauscher zur Auskopplung der zusätzlichen Wärme verunmöglichte den Weiterbetrieb des Systems. Eine Reparatur war nicht möglich und der Ersatz dieses Schlüsselteils hatte pandemiebedingt mehrere Monate Lieferfrist.

Trotz der Herausforderungen stieg die Wärmeausnutzung der KVA weiter an: Erstmals wurden knapp 100 GWh Wärme und Dampf zur Versorgung der Kunden im Limmattal ausgekoppelt.

95’089 Tonnen Abfall verwertet

Im August wurde eine Ofenlinie nach der anderen im Stillstand revidiert. Somit mussten die mit der Revision beauftragten Unternehmen nur einmal anreisen. Der Anlagenstillstand war zudem optimal auf die Abfallmenge und den im Sommer tieferen Energiebedarf im Limmattal abgestimmt. Die daraus entstandenen Synergien haben wesentlich zum erfreulichen Jahresergebnis 2021 beigetragen. Eindrücklich zeigt sich dies auch an den über 95’000 Tonnen verwertetem Abfall, ein hoher Wert für die KVA von Limeco.

Auf Marktsituation und Energiebedarf flexibel reagieren

In der zweiten Jahreshälfte stand neben der Wärme- die Stromproduktion im Zentrum des Anlagenbetriebs. Der Gesamtnutzen aus dem Verbrennungsprozess stieg erneut an.

Trotz hoher Wärmeauskopplung im November und Dezember konnten wir die Erträge dank guter Verfügbarkeit der beiden Ofenlinien und an den Energiemärkten bisher noch nie gesehener Strompreise steigern. Die ausserordentliche Preissituation hat gezeigt, dass die KVA die unterschiedlichen Energiebedürfnisse bereits sehr flexibel abdecken kann. Im künftigen Energiesystem wird diese Anlageneigenschaft zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Energieeffizienz der KVA erreicht Zielwert

Mit neuen Wärmerückgewinnungsprojekten konnten wir die Energieeffizienz der KVA weiter steigern: Im Jahr 2021 erhöhte sich die Energetische Netto-Effizienz (ENE) von 0,63 auf 0,71. Anhand dieser Kennzahl kann genau beurteilt werden, wie effizient die Energienutzung einer Anlage im Vergleich zu anderen ist. Den vom Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) geforderten Zielwert von über 0,65 haben wir damit bereits 2021 erreicht, also zwei Jahre früher als geplant.

Regiowärme

Die KVA stellte im Berichtsjahr 99’171 MWh Wärme her, die 268 Kunden in Form von Heisswasser (3,5 bar, 120°C) oder Dampf (19 bar, 200°C) bezogen haben. Dank Limeco Regiowärme haben unsere Kunden über 12,6 Millionen Liter Heizöl eingespart.

Regiostrom

Im Jahr 2021 produzierte Limeco 57’281 MWh Strom für den Eigenbedarf und die Energieversorgung im Limmattal. Diese Menge deckt den Verbrauch von 16’366 Haushalten.

Rauchgasreinigung

Im Berichtsjahr wurden die Grenzwerte der Luftreinhalte-Verordnung in der KVA deutlich unterschritten. Unsere Rauchgasreinigungsanlage besteht aus Elektrofilter, Gaswäscher, Entstickungsanlage und Abscheidestufe für Dioxin und Furane. Flugasche und Staubpartikel bleiben im Filter zurück. Die Nasswäsche und Entstickung entzieht dem Rauchgas die schädlichen Verbindungen Chlorwasserstoff, Fluorwasserstoff, Schwefeldioxid und Stickoxid sowie Schwermetalle wie Quecksilber. In einer weiteren Verfahrensstufe werden Dioxine und Furane in regenerierter Aktivkohle abgeschieden. Das unschädliche Reingas gelangt schliesslich über den Hochkamin in die Atmosphäre.

Abwasserbehandlung

Das Abwasser hat die Grenzwerte der Gewässerschutzverordnung im Berichtsjahr ebenfalls deutlich unterschritten. Das Waschwasser aus unserem Rauchgaswäscher durchläuft in der Abwasserbehandlungsanlage drei Stufen: Neutralisation, Fällung und Flockung. Durch Zugabe von Chemikalien binden sich die Schadstoffe und setzen sich als Schlamm ab, der in einer Kammerfilterpresse entwässert wird. Das Prozessabwasser fliesst durch die Kanalisation in die 300 Meter entfernte Abwasserreinigungsanlage von Limeco, in der es nochmals mechanisch, chemisch, biologisch und durch Filtration gereinigt wird.

Schlacke

Pro Tonne Kehricht fallen 180 bis 250 Kilogramm Schlacke an, im Berichtsjahr insgesamt 20’828 Tonnen. Daraus wurden 1’964 Tonnen Eisen, Aluminium, Kupfer, Messing und andere Buntmetalle zurückgewonnen. Die Verbrennungsqualität der KVA zeigt sich anhand des gesamten organischen Kohlenstoffs (TOC), der höchstens 2% des Schlackengewichts ausmachen darf. Mit durchschnittlich 0,6% unterschritt Limeco den national erlaubten Grenzwert deutlich.

Reststoffverwertung

Die in der Kesselanlage und im Elektrofilter gesammelte Asche (1’584 Tonnen), der Schlamm aus der Abwasserbehandlungsanlage (433 Tonnen) und die von Metall befreite Schlacke (18’384 Tonnen) wurden gesetzeskonform auf Schweizer Reststoff- und Reaktordeponien abgelagert.

Investitionen in die KVA, Zertifizierung und Abfallkontrollen

Im Berichtsjahr haben wir in den Anlagenerhalt der KVA investiert, unter anderem in eine neue Ausmauerung der Ofenlinie 2.

Die KVA ist mit dem Label «naturemade basic» zertifiziert, das bis Ende 2023 gilt. Mit dem neu übertroffenen Energieeffizienz-Zielwert von 0,65 können wir für die Energieproduktion der KVA das Label «naturemade ressources star» erlangen: Energiegewinnung aus besonders effizienten und ökologisch sinnvollen Verwertungs- und Recyclingprozessen auf Star-Niveau.

Limeco hat im Berichtsjahr erneut eine negative Tertiärregelleistung für Swissgrid aufrechterhalten und zur Stabilisierung der Netzfrequenz beigetragen.

Bei insgesamt 258 Abfallkontrollen gab es eine technisch relevante Beanstandung, behördlich relevante Beanstandungen gab es keine.

Tobias Wildi
Leiter Thermische Verwertung