Geschäftsbericht 2021
Bericht Leiter Abwasserwirtschaft
Thomas Di Lorenzo über die Auswirkungen der hohen Niederschlagsmengen, neue Stossrichtungen in der Siedlungsentwässerung und die Entwicklung der Power-to-Gas-Anlage
Geschäftsbericht 2021
Thomas Di Lorenzo über die Auswirkungen der hohen Niederschlagsmengen, neue Stossrichtungen in der Siedlungsentwässerung und die Entwicklung der Power-to-Gas-Anlage
Thomas Di Lorenzo, Leiter Abwasserwirtschaft
Das regenreiche Jahr hat zu einer höheren Mischwassermenge geführt, die durch die Abwasserreinigungsanlage (ARA) gepumpt wurde. Dadurch ist der Energieverbrauch der ARA gestiegen. Rückläufig waren Schmutzfrachten und Schlammmengen, tendenziell pandemiebedingt wegen weniger Frachten und Abwasser aus Industrie und Gewerbe. Das Highlight des Jahres war der Besuch von Bundesrätin Simonetta Sommaruga: Sie besichtigte die erste industrielle Power-to-Gas-Anlage, die kurz vor der Eröffnung steht.
Reinigungsleistung | Grenzwert | Einheit | 2019 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|---|---|
Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB) | 85 | % | 95.2 | 95.6 | 94.6 |
Gesamte ungelöste Stoffe (GUS) | - | % | 99.0 | 98.9 | 97.9 |
Gesamtphosphor (Ptot) | 80 | % | 93.2 | 93.7 | 91.0 |
Ammoniumstickstoff (NH4-N) | 90 | % | 99.5 | 99.0 | 98.3 |
Das Jahr 2021 war sehr regenreich, weshalb viel Regenwasser vermischt mit Abwasser über die Mischwasserkanalisation in die ARA gelangte. Insgesamt haben wir 14 Millionen Kubik Mischwasser gereinigt, das sind rund 2 Millionen Kubik mehr als im Vorjahr. Da diese grosse Wassermenge durch die ARA gepumpt werden muss, stieg der Energieverbrauch um mehr als 6%.
Früher leitete man das Regenwasser möglichst rasch aus den Wohngebieten in sogenannte Mischwasserkanalisationen ab. Bei intensiven Niederschlägen wird das Mischwasser über diese Kanalisationen in Regenbecken gesammelt und in Form von verdünntem Abwasser in die Gewässer abgeleitet. Ohne solche Regenbecken würden die Mischwasserkanalisationen und die ARA bei anhaltendem Starkregen überlastet. Ziel einer modernen Siedlungsentwässerung ist es, weniger Mischwasser in die Gewässer abzulassen, indem sauberes Regenwasser oder Meteorwasser zurückbehalten wird. Versickerungsfähige Flächen begünstigen den Grundwasserspiegel, Bäume und Dachbegrünungen die Verdunstung. Zudem können Grünflächen und Retentionsanlagen Regenwasser wie ein Schwamm speichern. In Hitzeperioden führt das stärkere Verdunsten von Meteorwasser in diesen sogenannten Schwammstädten zu kühleren Temperaturen und erhöht dadurch die Lebensqualität. Im Hinblick auf die fortschreitende Klimaveränderung mit intensiveren Starkregen- und Trockenwetterperioden ist das eine zentrale Stossrichtung. Limeco setzt sich in verschiedenen Arbeitsgruppen dafür ein, die Siedlungsentwässerung gemeinsam mit den Limmattaler Gemeinden weiterzuentwickeln.
Die intensiven Regenfälle haben die 2020 erstellten Kanalisationen und die Pumpwerkserweiterung in der Fahrweid auf die Probe gestellt. Die neuen Entwässerungsanlagen bewährten sich bestens und im Gegensatz zu den Vorjahren wurden keine Rückstaus in der Kanalisation oder Schäden an Liegenschaften verzeichnet.
Allerdings haben die hohen Wassermengen die Reinigungsleistung der ARA reduziert. Die angestrebte Gesamtstickstoff-Elimination von 70% blieb mit 65% deutlich unter dem Zielwert.
Nebst der Reinigung der knapp zehn Kilometer langen Hauptsammelkanäle untersuchten wir den Zustand des Hauptsammelkanals 1. Wie der im Vorjahr geprüfte Kanalabschnitt in der Grundwasserschutzzone Schönenwerd entspricht der Hauptsammelkanal 1 noch den aktuellen Anforderungen. Der gesamte Kanal, der Ober- und Unterengstringen sowie die linke Limmatseite entwässert, muss jedoch in den kommenden drei bis zwölf Jahren saniert werden.
Während der Pandemie haben wir trotz des anhaltenden Bevölkerungswachstums im Limmattal rückläufige Schmutzfrachten und eine geringere Abwassermenge (hydraulischer Einwohnergleichwert) verzeichnet. Diesen vorübergehenden Rückgang, den auch andere Abwasserreinigungsanlagen festgestellt haben, führen wir tendenziell auf tiefere Frachten aus Industrie und Gewerbe zurück. In der Folge hat sich die Frischschlammmenge um 13,5% reduziert und die durch die Schlammfaulung produzierte Klärgasmenge um rund 2%.
Die Bauarbeiten der ersten industriellen Power-to-Gas-Anlage schritten planmässig voran. Nach dem Spatenstich am 4. September 2020 konnten wir zum Jahresende die Beton-Grundplatte legen und im ersten Quartal 2021 wurde das komplette Holzgebäude fertiggestellt.
Das Highlight des Jahres war der Besuch von Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) besichtigte im Mai die erste industrielle Power-to-Gas-Anlage der Schweiz.
Im dritten Quartal konnten wir die Installationsarbeiten der Gebäude- und Verfahrenstechnik weitgehend abschliessen und mit den Inbetriebnahmen beginnen. Während der Anbindung an die bestehende Schlammfaulungsanlage konnten die Blockheizkraftwerke nicht betrieben werden, was zu einem höheren Gasfackelbetrieb führte.
Im vierten Quartal haben wir die beiden Elektrolyseure in Betrieb genommen und erste Tests beim Bioreaktor durchgeführt. Grünes Gas speisen wir erstmals Anfang 2022 ins Erdgasnetz ein. Die Eröffnung und vollständige Inbetriebnahme der Anlage ist auf Frühjahr 2022 geplant.
Thomas Di Lorenzo
Leiter Abwasserwirtschaft